Und weiter geht es in unserer Artikelserie um den Vergleichstest zwischen den großen drei Mittelmotor-Antriebshersteller Bosch, Brose und Yamaha.
Dieses mal findet der Vergleich auf einer Tour statt, dies bedeutet wir beschreiben unsere Erfahrungen mit dem System über eine mittlere Tour von etwa 40km gezeichnet von längeren Flachen Etappen und einigen Auf- und Abfahrten.
Das ganze gefahren mit geringer bis mittlerer Unterstützungsstufe.
Als Testtour haben wir uns in der winterlichen Jahreszeit eine ausgesucht, welche uns zum Kaiserstuhl führt. Hier finden wir im Schnitt 2°C höhere Lufttemperatur vor als am direkten Fuße des Schwarzwalds.
Das Streckenprofil sieht hierbei so aus, dass zunächst die Breisgauer Bucht bis zum Kaiserstuhl Mittelgebierge mit vulkanischem Ursprung gequert wird - also eine über mehrere Kilometer laufende Flachpassage.
Dann erfolgt ein mäßiger und konstanter Aufstieg, beginnend auf fester Teerstraße folgend von klassischen Wald- und Landwirtschaftswegen mit festem aber unebenem Untergrund. Auf der ersten Anhöhe nach etwa 300Hm und etwa 18km fahren wir dann auf dem Gebiergskamm ständig auf und ab über weitere 10km an das südliche Ende des kleinen Kaiserstuhls.
Zurück geht es dann wieder über die Rheinebene, also stupider Strecke mit minimaler Unterstützung, etwa 30km.
Hier die GPS Daten der Tour in der Kartenansicht:
Bosch Performance CX: In den unteren Unterstützungsstufen ECO & TOUR unterscheidet sich das Drehmoment nicht vom klassischen "Performance Cruise" - daher ergibt sich ein bekanntes Bild in der Leistungsentfaltung. Nicht ganz so laut, wie unter voller Leistung, surrt der Performance CX Antrieb dennoch hörbar vor sich hin. In Kombination mit der 11fach SRAM Kettenschaltung zeigt sich, dass der kleinste Gang unter klassischen Tourbedigungen kaum gefahren wird. Es reicht zumeist das zweite Ritzel mit 36 Zähnen um mäßige Steigungen mit einer sportlichen Note und ausdauernd zu bewältigen. Auf schnellen Bergab Etappen lässt mit der SRAM Kassette noch bis 50km/h gut auf Last pedalieren.
Auf touren fällt aber immer wieder auf, dass es vielleicht auch eine Schaltung mit weniger Gängen bei gleicher Spreizung tun würde. Beim beschleunigen oder runterschalten werden so gut wie nie alle Gänge benötigt - zumeist klackert man die Gänge durch, so dass gerne mal ein bis zwei Ritzel übersprungen werden bis der nächste passende Gang zur persönlichen Trittfrequenz gefunden ist. Was den optimalen Trittfrequenzbereich angeht ist der Performance CX relativ anspruchslos - zwischen 55 und 110Umdr./min ist die gefühlte Unterstützung sehr gleichmäßig.
Brose: Ist der Motor an? Ja! - man fühlt es, hört es aber nicht wirklich. Dies ist eines der wesentlichen Merkmale, welche uns im Vergleichsmodus "Tour" sofort auffallen. Die gefühlte Unterstützung ist unter allen Bedingungen zuverlässig und dossiert zu erfahren. Die Kombination zwischen 1fach 36er Blatt auf der Kurbel und dem klassischen 10fach XT Schaltsystem ist für klassische Mittelgebirgstouren mit mäßigen Steigungen bis zu 15% eine solide Sache und lässt keine Wünsche offen. Zumeist mit einer Kadenz um die 75Umdr./min. bewegt, ist der Brose Antrieb ein zuverlässiger Begleiter. Ein weiterer positiver Aspekt ist der entkoppelte Antrieb bei Geschwindigkeiten über der gesetzlich festgelegten 25km/h Grenze. Hier wird deutlich spürbar, dass das Bike gegenüber den Kontrahenten besser weil leichter Bergab beschleunigen lässt - unter Berücksichtigung des Mehrgewichts eines Mountainpedelec in etwa vergleichbar mit einem klassischen MTB. Ansonsten sei noch angemerkt dass eine weitere Unterstützungsstufe um den mittleren Bereich herum sinnvoll wäre da bei längeren leichten Steigungen der passende Unterstützungsgrad fehlt.
Yamaha: Auch der Yamaha Antrieb ist im Teillast Betrieb akustisch kaum auszumachen. Im klassischen Tourentrittfrequenzbereich zwischen 60 und 80Umdr./min, läuft der Japaner zuverlässig mit. Das Zweifach Kettenblatt auf der Kurbel ist unserer Ansicht nach nicht wirklich notwendig, denn selbst mit der klassischen 10fach Shimano XT Schaltsystem fahren wir die Tour zumeist auf dem kleinen 32er Blatt. Das große 44er kommt wenn überhaupt nur in kurzen Bergab Etappen zum Einsatz. Da es auf unserer Tour im Mittelstück ständig Bergauf und Bergab geht zeigt sich in der Praxis, dass die Bergab Stücke nicht noch zusätzlich aktiv getreten werden - diese dienen eher zur kurzen Erholung.
Die Unterstützungsstufen sind gut abgestuft und ermöglichen je nach persönlichen Bedürfnissen und Strecke eine passende Unterstützungsstufe.
Fazit: Der Anspruch an ein Anriebssystem auf Tour ist relativ gering. Hier spielt in erster Linie die Zuverlässigkeit die entscheidende Rolle und in dieser Eigenschaft können alle Mittelmotorsysteme als treue Begleiter bezeichnet werden. Dies ist zugleich ein erfreuliches Zeugnis dafür, dass alle Antriebshersteller ein funktionierendes System bieten. Für den klassischen Tourenfahrer werden hier also in erster Linie der Preis, Lautstärke des Antriebs sowie Optik die ausschlaggebenden Faktoren sein.
Richtig spannend wird es bei unserem letzten Test über die 1000Hm (12km) Distanz hinauf auf einen der höchsten Gipfel im Südschwarzwald mit 1243m werden. Aktuell ist Winter und wir erwarten im Streckenverlauf Temperaturen unter 0°C, dies wird sich negativ auf die Akkukapazität auswirken. Dazu schneebedeckte Wege welche den Rollwiderstand zusätzlich erhöhen. Dies alles dann im vierten und letzen Teil unserer Artikelserie Bosch - Brose - Yamaha im direkten Vergleich.
Weitere Links zum Thema:
- Bosch - Brose - Yamaha im direkten Vergleich - Die Kandidaten (1)
- Bosch - Brose - Yamaha im direkten Vergleich - Bergauf (2)
- Bosch - Brose - Yamaha im direkten Vergleich - Tour (3)
- Bosch - Brose - Yamaha im direkten Vergleich - Kälte, Schnee und steile Strecke (4)
- Bosch - Brose - Yamaha im direkten Vergleich - Brose unter Volllast (5)
- Bosch - Brose - Yamaha im direkten Vergleich - Yamaha unter Volllast (6)
- Bosch - Brose - Yamaha im direkten Vergleich - Bosch Performance CX unter Volllast (7)
- Bosch - Brose - Yamaha im direkten Vergleich - Die Zusammenfassung (8)
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hello, Brose engine has the new software installed?
AntwortenLöschenthe new software is 3.6.0
Thanks for this test
Yes, 3.6. - the latest Version from November 2015
LöschenUnd wieder ein sehr guter-Praxisgerechter und Informativer Bericht von Leuten die auch wirklich mit den Rädern fahren und nicht nur vom Schreibtisch aus agieren .. alle meine E-Bike Freunde sind auf eurer Seite Stammgäste.
AntwortenLöschenJetzt bin ich aber gespannt wie sich der Brose bei euch schlägt .. bei konstanten steileren Bergpassagen (und zb. Mittlere Unterstützungsstufe) schwächelt mein Rotwild nach etwa 400 – 500 hm. am Stück regelmäßig . Da geht die Unterstützung auf fast null runter, da hilft nur noch abschalten und eine Zeitlang ohne Unterstützung weiter zu fahren bevor es mit Strom weiter geht, die Software ist immer aktualisiert worden. Scheint aber laut Net kein Einzelfahl zu sein.
AntwortenLöschenWas ich noch anmerken muss .. Wir lesen eure Beiträge mit großem Interesse, im Sektor E-Bike bzw. einer Praxisgerechten und vor allem neutralen Beurteilung der Produkte nehmt ihr im Deutschsprachigen Raum einen spitzenplatz ein.. Respekt.
Interessant .. das gleiche mit den Ausfällen der Unterstützung nach längeren und heftigen Steigungen habe ich an meinem Bulls auch. Mein Händler schiebt es auf das Brose Konzept. Ich hoffe ihr könnt eure weiteren Tests auch in einem geeigneten Terrain durchführen um da etwas Licht in die Sache zu bringen.
AntwortenLöschenHallo zusammen,
Löschensobald alle Komponenten wie Wetter und Zeitfenster passen legen wir über die 1000Hm/12km Distanz los. Im Winter ist das halt immer etwas schwierig mit dem Wetter. Daher bitte noch etwas gedulden - das Konzept welches wir uns für den Vergleich überlegt haben wird auf jeden Fall sehr interessant.
Da ihr hoffentlich frei von irgendwelchen Vorgaben oder Anordnungen der jeweiligen Herstellern seit, bin ich mal echt gespannt wie sich die Konzepte hinsichtlich der Motorcharakteristik dem Power und natürlich ganz wichtig im Praxisgerechten Akkuverbrauch schlagen.
AntwortenLöschenAnsonsten sei Angemerkt.. wie ihr eure Artikel verfasst bzw. wie ihr berichtet ist auf dem Sektor eine Klasse für sich.
Das wird oder ist schon jetzt der Test des Jahres, alle 3 Motorfabrikate sind vertreten.
AntwortenLöschenSehr interessant. Danke
AntwortenLöschenHallo, bin momentan auch auf der Suche nach dem idealen Antrieb für mich. Ihr habt mir schon sehr viele Fragen beantwortet. Wollte eigentlich den Brose wegen Laufgeräusch und Optik, zweifle aber jetzt.... Bei Bosch gibt es sicher bald wieder einen kompatiblen, größeren Akku, auch Steuerung und Leistung sind offenbar spitze! Brose sollte für gemäßigte Fahrten ausreichen, leise ist er ja schon auch.... Werde wohl bei nächster Gelegenheit selber mal probefahren, vielleicht wird es dann einfacher.
AntwortenLöschenNochmal dickes Lob euch Allen!