Eleganz, klare Designsprache, ein leistungsstarker eMTB-Motor und eine durchaus ansehnliche Ausstattung: Das Focus Jam2 Plus Pro. Auch ich war von der Optik und der technischen Ausstattung dieses eFullys angetan und wollte es unbedingt testen und so kam es, dass ich im letzten Herbst einige Stunde auf diesem – ja, Ausstattung und Preis lassen diesen Begriff durchaus zu – Premium-eMTB verbracht habe. Ob es meine Erwartungen erfüllt hat, sage ich euch jetzt.
Das Focus Jam2 Plus
Pro mit 27,5‘‘-Bereifung ist ein vielseitiges eMTB, denn harte Trails und
steile Anstiege machen ebenso viel Spaß, wie lange ausgedehnte Touren. Grund
dafür ist der leistungsstarke Shimano-Motor
und die gestreckte Sitzposition, in
der man auch längere Zeit bequem auf dem Sattel verbringen kann. Kurz gesagt:
Dieses Pedelec ist für alle sportlich orientierten Menschen gemacht worden.
Die Sitzposition auf dem Focus Jam2 Plus Pro
Bei meiner Körpergröße von ca. 180 cm und eher kürzeren Beinen,
fahre ich die Rahmengröße M (44cm). Hier ist die Sitzposition für mich sehr
angenehm. Für Leute mit längeren Beinen bei gleicher Körpergröße, könnte das
Oberrohr vielleicht etwas lang (60,2cm) sein, man sitzt dann also gestreckter. Für
mich war die Position allerdings ideal. Dem Trend nach immer breiteren Lenker
läuft man bei diesem Bike erfreulicherweise nicht nach. Der Lenker war mit 76 cm optimal. Meine
Arme waren immer leicht angewinkelt und die volle Kontrolle über das Rad hatte
ich auch. Der serienmäßige Trail Saddle
war, na ja, was soll ich sagen, jeder A…sch ist anders. Auf meinen passte er
nicht so.
Also habe ich das Focus etwas modifiziert. Ich habe den Sattel
gegen meinen heißgeliebten SQ-lab 611
getauscht und meine XTR SPD Pedale montiert. Mit diesen Klick-Pedalen war ich
aber nicht glücklich, da ich häufig „hängen geblieben“ bin. Eine gute
Alternative fand ich aber in den Plattformpedalen
von NC-17, mit den ich mich viel wohler fühle.
Verarbeitung, erster und zweiter Eindruck
In der Einleitung habe ich von „Premium“ gesprochen. Auch
wenn ich dieses Wort nicht mag, trifft es in Bezug auf das Focus Jam2
Pro Plus den Nagel doch auf den Kopf. Die Verarbeitung ist sehr gut, auch im
Detail. Alle Schweißnähte sind
gleichmäßig in Schuppung und der Breite. Die Designsprache mit dem wirklich
geschickt und unauffällig integriertem
Akku ist natürlich Geschmackssache, meinen hat sie aber getroffen. Ihr seht
also, alleine das Betrachten des eBikes begeistert mich, allerdings habe ich auch
schon nach einigen Fahrten einen kleinen Minuspunkt feststellen können. Denn
auch wenn die Lackierung wirklich hochwertig ist, könnte sie doch schlagfester sein. Grund für kleine aber deutlich
sichtbare Steinschläge ist, dass Focus auf eine Pulverbeschichtung verzichtet
hat. So werden zwar einige Gramm Gewicht eingespart, man muss sich aber mit
kleinen „Makeln“ anfreunden.
Die Highlights des
Focus2 Plus Pro
Auch wenn mich das Design des Bikes begeistert, würde ich
die Highlights des Bikes aber dennoch mehr in der technischen Ausstattung, als
in der optischen Gestaltung sehen: Der eMTB-Antrieb
E8000 schiebt mit bis zu 70 Nm nach vorne, ob Uphill oder Downhill. Das
Ansprechverhalten ist auch an steilen Anstiegen top und die Abschaltung bei 25
km/h ist seit dem letzten Update deutlich smoother geworden. In Kombination mit
der Shimano XT Di2 harmonisiert der
Motor perfekt. Was ich an dieser Kombination auch echt klasse fand: Der
ergonomisch geformte Schalter der Di2
ist baugleich zu dem Modus-Wahlhebel des E8000. Keine Umgewöhnung, sondern intuitive
Bedienung.
Focus Jam2 Plus Pro: Fahrgefühl
Auf meinen Touren habe ich alle möglichen Streckenabschnitte
im bergischen Land befahren: MTB Strecken mit Anfahrt über befestigte Straßen,
Waldautobahnen und Singletrails mit technisch anspruchsvollen
Streckenabschnitten und steilen Bergaufpassagen, sowie extreme Abfahrten mit
kleineren Drops (1-1,5 m). Dabei kann ich jetzt im Nachhinein keine Situation
benennen, in der das Bike schlechte Fahreigenschaften gezeigt hätte – im
Gegenteil: In Bergabpassagen vermittelt
das Bike sehr großes Vertrauen durch das gute Fahrwerk und die Plus-Bereifung.
Man kann einfach laufen lassen, das Ding bügelt fast alles glatt! Generell
hatte ich überhaupt nicht das Gefühl auf einem eMountainbike zu sitzen, das Fahrgefühl entspricht tatsächlich eher dem,
eines „normalen“ Mountainbikes, der guten Gewichtsverteilung sei Dank.
Auf sehr verwinkelten und engen Trails hätte ich mir
manchmal etwas mehr Handlichkeit
gewünscht. Vielleicht stelle ich mich jetzt ins Abseits, aber das „super spielerische handling“ von dem
alle bei diesem e-Bike sprechen, habe ich (wenn auch nur selten) etwas
vermisst. Ein etwas steilerer Lenkkopfwinkel würde hier wahrscheinlich schon
Abhilfe schaffen. Verblockte
Singletrails bergab – das war das Element, in das ich mich mit dem Focus2 Plus Pro am liebsten
begeben habe!
Mein schönstes
Erlebnis auf dem Focus Jam war
aber, als ich einen sehr steilen und felsigen Aufstieg hinter mich gebracht
hatte, den ich zuvor mit noch keinem
anderen eMTB geschafft hatte. Ich hatte den optimalen Punkt zwischen
Gewichtsverlagerung und Traktion gefunden - Dieses Bike ist definitiv ein
Uphill-Künstler!
Die 140 mm an der
Rock Shox Gabel und dem Dämpfer sind optimal für ein AllMtn-eBike. Sie
arbeiten unauffällig, leisten sehr gute
Arbeit und sind vielseitig einstellbar. Sensibel bei dem kleinsten Hubbel,
flowed das Bike durch verwinkelte Trails. In extremen Downhill-Sequenzen ist
das Fahrwerk allerdings schnell überfordert, aber es ist ja schließlich auch
kein Enduro-eBike!
Motor und Schaltung
ganz einfach über die App konfigurieren – brauch man das wirklich?
Mit dem System-Update des E800 im letzten Jahr kann nun
jeder ganz einfach über die App die Leistungsstufen
des Antriebs und die Shimano Di2 konfigurieren, also an die eigenen Bedürfnisse
anpassen. Die App ist super übersichtlich und funktioniert zuverlässig. Trotzdem
muss ich sagen, dass ich seltener von diesen Funktionen gebrauch gemacht habe,
als ich es erwartet hätte. Mir reichte beim Fahren in der Regel der Trail
Modus, der durch seine dynamische
Unterstützung ein so breites Leistungsspektrum abdeckt, dass ich nichts
weiter anpassen musste.
Die Wahl der Shimano
XT Di2 in diesem eMountainbike ist für mich die absolut richtige! Die
Entfaltung vorne 34 Zähne und hinten 11fach (11-46) passte immer. Die Bedienung ist intuitiv und darüber
hinaus sind die Einstellmöglichkeiten über die App enorm. Im Multi-Shift-Modus kann die Anzahl der
Gänge beim Gangwechsel definiert werden und was ich besonders praktisch fand,
war die einstellbare
Schaltgeschwindigkeit. So konnte ich die Gangwechsel meiner Trittfrequenz
anpassen und pedalierte immer gleichmäßig und ohne Abbrüche.
Mein Schlusswort zum Focus Jam2 Plus Pro
Insgesamt ist das Focus
Jam2 Plus Pro ein geiles
Spaßbike auf dem Trail, Uphill und auf langen Offroad-Touren. Ein Bike, das
viel Selbstvertrauen vermittelt, da es immer unter Kontrolle ist. Die Ausstattung ist hochwertig, die Geometrie durchdacht und die Optik
gehört für mich zu den besten auf dem derzeitigen eMTB-Markt. Es tat mir
wirklich in der Seele weh, mich von diesem Pedelec zu trennen…Aber was soll ich
sagen – es gab da noch ein anderes eBike, das mich schon die ganze Zeit gereizt
hat und in meiner Garage ist nur begrenzt Platz. Ich sage bye bye Focus Jam und
Hallo Giant Full-E, von dem ich natürlich auch ausführlich berichten werden!
Verfasst von Cornel Blum
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